Brezerhaus

Brezerhaus

Das Brezerhaus

in Rutzersdorf, Gemeinde Sarleinsbach

Rutzersdorf (532 m), ein Dorf mit ehemals 6 Höfen (mit ca. 30 - 40 ha Grund je Hof) und 4 "Häusln" (mit je 1 - 2 ha Grund) gehört zur Gemeinde Sareinsbach (Katastralgemeinde Schölling). Der Ort liegt auf einem Höhenzug, der vom Eschenhoferberg und Kühstein zur Kleinen Mühl und zum Hennerbach abfällt.

Der Ortsname Rutzersdorf wird unkundlich schon 1264 genannt und leitet sich vom Gründernamen Rutzo (=Personenname, Verkleinerungsform von Rudolf) ab. In der genannten Urkunde von 1264 tritt ein "Albertus de Ruzeinsdorf" als Zeuge einer Schenkung an das Stift Schlägl auf.

Im 13. Jahrhundert erwarben die Bischöfe von Passau fast das ganze obere Mühlviertel bis zum Waxenbergischen Gebiet (österreichische Landeshoheit). In der folgenden Zeit geriet der Ort unter die Herschaften Pürnstein und Götzendorf und wurde um 4 Höfe erweitert.

In der Zeit nach 1500 (Reformationszeit) entstanden im Mühlviertel als Folge der Grundteilung Dienstleistungsbetriebe (Weber, Schneider, usw.) als landwirtschaftliche Nebenerwerbsbetriebe und auch die Ausgedingehäusl mit 1 - 4 Joch Grund.

Das sogenannte Brezerhäusl, Rutzersdorf 6, wird wohl als Ausgedinge zum Hof Nr. 3 entstanden sein. Dafür sprechen die unmittelbare Nähe zum Hof und die ehemalige Zugehörigkeit zur gleichen Herrschaft Pürnstein.

Die bauliche Form des Häusls ist fast unverändert bis heute erhalten geblieben und entspricht dem 16. Jahrhundert. Wann und warum es vom Hof 3 gelöst wurde, ist nicht mehr feststellbar. Jedenfalls sind schon um 1700 zwei verschiedene Besitzer genannt. Erstmals 1713 scheint das Haus 6 als Schneiderhäusl in der Pfarrmatrik auf. Ein Wasserbrief aus 1680 spricht dafür, dass ein Schneider namens Kollmann das Ausgedingehäusl um diese Zeit erwarb und sich die Wasserrechte vom Hof sicherte.

Georg Kollmann, Schneider, Sohn des Christoph Kollmann (Wasserbrief), ehelichte 1713 Maria Brandstätter aus Pogendorf. Der Witwer Kollmann heiratete noch zweimal. Seine dritte Frau Susanne, geborene Haugeneder, überlebte ihn und heiratete 1767 den aus Bayern (Röhnbach) stammenden Schneider und Weber Johann Pretzer, der dem Anwesen den bis heute geläufigen Namen gab. Sein Sohn Josef Mathias Pretzer hatte eine gewisse Maria Karl als Frau, die wiederum ihren Mann überlebte und dann Josef Mathä heiratete. Seine Tochter Theresia Mathä ehelichte einen Michael Steyrl.

In dieser Familie verblieb das Haus, bis 1982 die letzte Besitzerin Cäcilia Steyrl starb. Testamentarisch gelangte das Brezerhäusl an Josef Wipplinger, Rutzersdorf 1, von dem es 1985 der Verschönerungsverein Sarleinsbach aus denkmalpflegerischen Gründen erwarb, um dieses einmalige, alte Objekt für die Nachwelt zu erhalten.

  

Das Brezerhaus​ als Jausenstation

Das Brezerhaus war bis 2016 für Besucher an Sonntagen und nach Terminvereinbarung geöffnet. Sarleinsbacher Bäuerinnen und Vereine bewirteten die Besucher mit selbstgemachten Speisen und Getränken.

 

Seit 2016 ist das Brezerhaus geschlossen und kann nicht besichtigt werden.